Der Ruf der Trommeln – Eine lebendige Tradition beim Harpstedter Schiebenscheeten
Kaum ein Fest im Flecken Harpstedt ist so eng mit dem Rhythmus der Trommeln verbunden wie das Schiebenscheeten. Seit Jahrhunderten begleiten die Trommler das Fest, setzen markante Akzente und sind fester Bestandteil der Tradition. Ihr rhythmisches „tum, tum, tum“ ist weit mehr als nur ein musikalischer Auftakt – es ist der Soundtrack unseres Schützenfestes, der Alt und Jung zusammenbringt.
Vom Mittelalter bis heute: Trommeln und ihre Bedeutung
Ursprünglich hatten Trommler eine wichtige Aufgabe bei militärischen Ereignissen: Schon im Mittelalter riefen sie mit klaren Takten die Soldaten in die Schlacht, gaben Marschbefehle und sammelten die Kompanien. Ob unter Friedrich dem Großen in Preußen, bei den französischen Truppen Napoleons oder im amerikanischen Bürgerkrieg – das Trommeln begleitete stets den Aufbruch und das Zusammenfinden der Gemeinschaft.
Diese Rolle der Trommeln ist bis in die Tradition der Schützenvereine lebendig geblieben – auch in Harpstedt. Hier sind die Trommler seit jeher ein Zeichen zum Sammeln und Antreten, sie führen die Schützen und Gäste beim Ausmarsch zum Marktplatz sowie weiter zum Fest- und Schießplatz an. Ohne ihren kraftvollen Takt wäre das Schiebenscheeten kaum vorstellbar.
Die Trommler im Wandel der Jahrhunderte
Bereits aus dem 17. und 18. Jahrhundert sind uns die Namen vieler Trommler überliefert – Menschen, die das Fest über Jahrzehnte hinweg mitgeprägt haben. Ihre Dienste wurden in den Kämmererrechnungen der Gemeinde festgehalten: So erhielt etwa Johann Hormann im Jahr 1691 für das Trommeln beim Pfingstschießen 12 Grote, Anthon Hinrich Schlüter wurde 1695 und 1696 erwähnt, Rudolf Hartmann von 1704 bis 1708 und Andreas Barlage im Jahr 1711. Nach dem kurzzeitigen Verbot des Festes (1710) lebte die Tradition bald weiter, und mit der Zeit erhielten die Trommler – nun „Tamboure“ genannt – eine etwas höhere Entlohnung.
Besonders legendär waren im 20. Jahrhundert die beiden Trommler Hermann Niemann, genannt „Klimbarch“, und Johann Kruse. Generationen von Harpstedtern erinnern sich an ihren markanten Auftritt:
„Tumml – tumml – lumm - tum – tum, de Klimbarch und de Kruse kummt!“
Klimbarch schlug die Trommel bis 1935, Kruse bis 1936, dann folgten Hermann Duveneck und Wilhelm Vogel ihren Spuren. Über all diese Jahrzehnte wurde die Kunst des Trommelns von Generation zu Generation weitergegeben.
Von der Tradition in die Gegenwart
Um diesen wertvollen Brauch lebendig zu halten und besser organisatorisch einzubinden, wurde die Trommlergruppe 1994 erweitert und modernisiert. Es wurden acht neue Trommeln angeschafft, sodass nun in jedem Rott zwei Trommler lernen und mitwirken können. Die jüngere Generation wird dabei bewusst in die Tradition eingebunden und erhält die Möglichkeit, aktiv am Festgeschehen teilzunehmen und Verantwortung zu übernehmen. So bleibt das Trommeln nicht nur erhalten, sondern wird weiter ausgebaut.
Heute sind die Trommler nicht nur das klangvolle Aushängeschild, sondern auch das verbindende Element der verschiedenen Rotts beim Schiebenscheeten. Ihr Zusammenspiel macht den Unterschied, gibt Takt vor und sorgt für festliche Stimmung in allen Straßen und auf dem Festplatz.
Ein Dank an alle Trommler – gestern und heute
Über all die Generationen hinweg haben die Harpstedter Trommler das Schiebenscheeten mit Leben gefüllt. Sie sind ein Symbol für gelebte Gemeinschaft, Beharrlichkeit und Tradition. Unser herzlicher Dank gilt allen, die diese Aufgabe übernommen haben – sei es als Ausbilder, als jahrelang aktiver Trommler oder als Nachwuchs, der Neues dazulernt. Ohne sie wäre unser Fest nicht das, was es heute ist!
Wir freuen uns auf viele weitere Jahre mit dem unvergesslichen „trum, tum, tum“, das weit über den Festplatz hinaus zu hören ist und das Schiebenscheeten in Harpstedt unverwechselbar macht.